Dieter Burkhardt blieb dem Radsport bis heute eng verbunden

1980 zählte der vierfache Meister zu den „Rebellen“
Nürnberg - Darauf ist Dieter Burkhardt noch heute stolz: „Von 1977 bis 1986 stand ich ohne Unterbrechung jedes Jahr bei einer Deutschen Meisterschaft auf dem Treppchen. Mal bei der Einer-, mal bei der Vierer-DM, manchmal auch bei beiden.“ Ein außergewöhnlicher Rekord, den Dieter Burkhardt bis heute niemand streitig machte. Zehn Jahre – im Leistungssport eine lange Zeit - trug Dieter Burkhardt damals das Trikot der RSG-Nürnberg, deren erfolgreiche Geschichte er in diesen Jahren ganz wesentlich mitprägte. Auch nach seiner aktiven Laufbahn, in der er zwölf Jahre zum Nationalkader zählte und rund 120 Rennen gewann, blieb Dieter Burkhardt bis heute dem Zweirad und dem Radsport eng verbunden. Ab 1987 war er 16 Jahre als PR- und Marketing-Chef der Nürnberger Hercules-Werke im Einsatz. Nachdem sich diese vom Standort Nürnberg zurückzogen, übernahm Dieter Burkhardt im Nordosten Nürnbergs das renommierte Fahrrad-Geschäft des Herpersorfer Ex-Meisters Jürgen Goletz. Seitdem ist die Firma „RADSPORT BURKHARDT“ nicht nur für die fränkischen Radfreaks ein Begriff:„ Bei uns finden die Kunden jede Art von Rädern und dazu auch die richtige Bekleidung“, betont der Ex-Meister.

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Begonnen hat Dieter Burkhardt´s sportlicher Lebenslauf nicht auf dem Rennrad: „ Als Schüler habe ich mehrere Jahre begeistert Fußball gespielt“, erinnert sich der heute 53-Jährige. „Auf dem Heimweg vom Fußballplatz trat Dieter Burkhardt dann meist sehr stramm in die Pedale seines Tourenrades, so stramm, dass er selbst bei den Jugendfahrern des Radsportvereins – die auf gleicher Strecke trainierten - locker mithielt.“ Kein Wunder, dass der „schnelle Fußballer“ über Schulfreunde zum RV 89 Schweinfurt fand und bald erste Jugendrennen fuhr, obwohl er noch immer genau so eifrig kickte. Erst ein Jahr später, nachdem er sich seinem Heimatverein, der SG Dittelbrunn anschloss, bei dem Ex-Profi Ludwig Geyer den Nachwuchs betreute, hängte Dieter Burkhardt als 14-Jähriger die Fußballstiefel endgültig an den Nagel. Sehr schnell bewies er nun sein außergewöhnliches Talent im Rennsattel. Gerne denkt er zurück an erste heiße Duelle mit dem Nürnberger „Radbaron“ Friedrich von Loeffelholz, der damals als Jugendfahrer eine ebenso erfolgreiche Karriere startete: „ 1971 gewann ich vor Friedrich die bayerische Straßenmeisterschaft der Junioren“, erinnert sich Burkhardt, der 1972 erstmals für die Nationalmannschaft der Junioren nominiert wurde. Der erfolgreichste Abschnitt seiner langen Karriere begann 1977 als sich der 21-jährige Dittelbrunner als Amateur der erst 1973 gegründeten „RSG-Franken Katzwang“ ( später RSG Nürnberg) anschloss , in der bereits Friedrich Von Loeffelholz und Dieter Flögel für Furore sorgten. Diesen Schritt hat Dieter Burkhardt nie bereut, denn das Erfolgstrio Burkhardt/Flögel/von Loeffelhoz gab damals in Bayern und sehr bald auch bundesweit souverän den Ton im Straßenrennsport der Amateure an. Die drei schnellen Franken stellten bei Rundfahrten und Weltmeisterschaften für viele Jahre das Rückgrat der deutschen Strassen-Nationalmannschaft. 1979, 1981 und 1985 wurde Dieter Burkhardt mit dem RSG-Vierer Deutscher Mannschaftsmeister über 100 Kilometer, 1982 gewann er in Rosenheim vor dem späteren Weltklasse-Profi Rolf Gölz im mitreißenden Finish die Einer-DM! Die Art und Weise, in der die Katzwanger Cracks den Straßenrennsport der Amateure dominierten, beeindruckte nicht nur die fränkischen Fans. Auch in der Chefetage der Firma Hercules war man begeistert. So begeistert, dass der heimische Fahrradhersteller zum großzügigen Sponsor wurde, nach dem sich der kleine Verein ab 1980 „RSG-Hercules Nürnberg“ nannte. Eine solche Namensänderung, verbunden mit Werbung, war seinerzeit innerhalb des Bundes Deutscher Radfahrer jedoch ebenso wenig erlaubt, wie die effizienten neuen Team-Strukturen mit denen die Nürnberger Cracks ihre Rennen fuhren - und gewannen! Es kam schließlich zum Eklat: Als „Rebellen“ wurden die RSG-Fahrer im Olympia-Jahr 1980 rigoros vom Bund Deutscher Radfahrer von der Nationalmannschaft ausgeschlossen! Heute lacht Dieter Burkhardt darüber, wenn er feststellt: „ Wir waren damals einfach um einiges voraus. Wenige Jahre später folgten unserem Beispiel die Dortmunder und dann fanden sich bald weitere Vereine, die nach unserem Sportgruppen-Konzept arbeiteten. Der Erfolg sprach schließlich so deutlich dafür, dass der BDR , wenn auch spät, sein Reglement änderte.“
Eigentlich wollte Dieter Burkhardt 1985, nachdem er die RSG-Hercules Nürnberg zum dritten Mal zum Vierer-DM-Titel führte, seine Karriere beenden. „ Doch dann hatte ich einen sehr schweren Autounfall und die Saison 1985 war gelaufen. So wollte ich mich nicht verabschieden“. Umso größer war Burkhardt´s Ehrgeiz im folgenden Jahr. Neben zahlreichen Siegen wollte er in seiner letzten Saison vor allem bei der Straßen-DM noch einmal ganz vorne dabei sein. “Die DM in Bann war 1986 eine extreme Hitzeschlacht auf einem sehr schweren Kurs, doch wir hatten alles gut im Griff“, erinnert sich Dieter Burkhardt an sein letztes großes Rennen, das er fast noch gewonnen hätte: „ Die Nürnberger und die Dortmunder gaben bei dieser DM einmal mehr souverän den Ton an. In der letzten Runde fuhr der Dortmunder Bernd Gröne zusammen mit Werner „Kiko“ Stauff ab, der in dieser Saison für Nürnberg fuhr. „Gröne galt damals zwar auch als gefährlicher Sprinter, doch ich war sicher, Kiko fährt das Ding nach hause“, erinnert sich Dieter Burkhardt, der mit seiner Prognose richtig lag und das Feld der Verfolger kontrollierte. Stauff gewann den Titel vor Gröne und Dieter Burkhardt wuchs eine halbe Minute später im rasanten Massensprint des heranbrausenden Feldes noch einmal über sich hinaus. Als strahlender Dritter der DM stieg er mit Gröne und Stauff zum 12. Mal auf ein DM-Treppchen!
1987 hängte Dieter Burkhardt zwar seine Rennmaschine an den berühmten Nagel, doch für die RSG-Nürnberg war er als langjähriger 1. Vorsitzender noch viele Jahre unermüdlich im Einsatz. Beim späteren Profi-Team NÜRNBERGER , das 1996 aus der RSG entstand, fungierte Dieter Burkhardt bis zum Ende 2001 als Geschäftsführer und Sportlicher Leiter. 1991 war er einer der Mitbegründer des Radrennens „Rund um die Nürnberger Altstadt“, das heuer zum 17. Mal stattfand und bis heute gehört er der Sportkommission der Stadt Nürnberg an. Den Straßen-Rennsport verfolgte Dieter Burkhardt noch aufmerksamer, seit sein Sohn Holger erfolgreich im Sattel sitzt, der Ende dieses Jahres vom Milram-Continental-Team zum „FC Rheinland-Pfalz/Saar Mainz“ wechselte. Trotz der vielen negativen Ereignisse im Profisport der letzten Jahre hat Dieter Burkhardt seinen Optimismus nie verloren: „Der Radsport ist eine der schönsten und schwersten Sportarten und er wird sich – wenn auch nur langsam - auch wieder erholen“, ist der vierfache Ex-Meister überzeugt.

Aus der Fachzeitschrift RADSPORT 01/09
Text und Fotos: Manfred Marr