Vielen Dank!

Am 08 .Juli erschienen in den hiesigen Zeitungen einige Presseartikel anlässlich meines 65.Geburtstages. Das hat die Zahl der Gratulanten natürlich deutlich erhöht.
Ich bedanke mich bei allen und insbesondere bei den Nürnberger Sportjournalisten, die mich erst in die Reihe der 100 bedeutenden  Sportler der Region aufgenommen haben und jetzt sogar an meinen 65. Geburtstag dachten.
Es ist mir eine Ehre. Vielen Dank!

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Presseartikel

„Unsere 100“

Nachtrag am 14.07.2020.
Die vollständigen Presseartikel der Serie über die RSG Rennteams finden Sie jetzt auch in unserer Kategorie News/Presseartikel.
Teil 1: Plötzlich war die RSG da
Teil 2: Rebellen
Teil 3: Frischer Wind aus dem Osten

Schöne Geschichten vom Altmeister.Die Nürnberger Nachrichten und alle angeschlossenen Tageszeitungen aus Nordbayern bringen seit einiger Zeit Portraits von hundert bedeutenden Sportlern aus der Region.
Es ist für mich eine große Ehre hier als ehemaliger Radrennfahrer neben 99 anderen hervorragenden Athleten verschiedenster Sportarten dabei zu sein.
„Plötzlich war die RSG da“
Parallel dazu erscheint in einigen Regionalteilen (z.B. dem Schwabacher Tagblatt) eine Serie über eine der erfolgreichsten deutschen Rennmannschaften: von der RSG Katzwang über die RSG HERCULES Nürnberg zum Team Nürnberger Versicherung.
 
So schön die Erinnerung an große Siege, herbe Niederlagen gab es natürlich ebenso, auch sein mag, viel besser wäre es wenn die aktuelle Generation der großen Rennfahrer sich wieder vor großem Publikum packende Rennen liefern könnte.


Zeitung Gesamt Kopie

Plötzlich war die RSG da - 1.Teil

Plötzlich war die RSG da
RSG Katzwang stellte selbst den RC Herpersdorf in den Schatten.
4er
Das war für die RSG Katzwang die Krönung: Der Vierer mit Dieter Flögel, Dieter Münch, Friedrich von Loeffelholz und Dieter Burkhardt (v. li.) holte sich im Jahr 1979 die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft über 100 Kilometer. © Archiv: Manfred Marr

KATZWANG - In den frühen 1970er-Jahren tauchte neben dem seit Jahrzehnten erfolgreichen RC Herpersdorf plötzlich ein neuer Vereinsname in der fränkischen Radsportszene auf: Eine "RSG Franken" Katzwang stellte ab 1975 mit ihren Erfolgen den RC Herpersdorf glatt in den Schatten. Wesentlichen Anteil an der Entstehung und an der großartigen Entwicklung dieser neuen Rennsport-Gemeinschaft hatte damals der ARSV Katzwang, ohne den es die später so erfolgreiche RSG Hercules, die RSG Nürnberg und ab 1996 auch nicht das "Profi-Team Nürnberger" gegeben hätte. Doch wie entstand diese so erfolgreiche RSG überhaupt und wie kam sie nach Katzwang?
Weil die traditionsreichen Nürnberger Radsportvereine RV Union 1886, RC Schwalbe 1897, der Ring Nürnberger Rennfahrer und Tourenclub Nürnberg 1912 zum Beginn der 1970er-Jahre nur noch wenige Aktive hatten, schlug Joachim Kröniger, damals selbst als Amateur im Sattel – den Zusammenschluss dieser Fahrer zu einer "Rennsport-Gemeinschaft" vor. Alle vier Vereine lehnten das jedoch kategorisch ab. Joachim Kröniger, der als Lehrer an Nürnberger Hauptschulen arbeitete, war danach ziemlich enttäuscht.
Wegen seiner großen Begeisterung für den Radsport engagierte er sich in den folgenden Jahren deshalb vorrangig für die Jugendarbeit im Nürnberger Radsport. Im Rahmen des Schulsports war eine Neigungsgruppe Bahnfahren für interessierte Schüler entstanden, die der Altmeister Fritz Scheller aufgebaut hatte. Aus bescheidenen Anfängen der Radsport-Stunden auf der ASN-Bahn in Ziegelstein entwickelte sich bis 1971 ein echter Bedarf.
 
Unterricht "am Keller"
Der beliebte "Rennbahn-Unterricht", der nun wöchentlich am Reichelsdorfer Keller stattfand, kam bei immer mehr Schülern gut an. Fritz Scheller brauchte Hilfe, die er damals bei Joachim Kröniger fand. Dessen Einsatz wurde bereits nach einigen Wochen belohnt, denn sehr bald bewiesen einige seiner ehrgeizigen Schützlinge echtes Talent für den Rennsport. Den Nürnberger Radsportvereinen wollte man sie jedoch nicht anvertrauen.
Fritz Scheller, damals Jugendleiter des Bayerischen Radsportverbandes, ermöglichte deshalb eine Lizensierung dieser Schüler über den "Verein Sportplatz", dem Verwaltungsverein der Nürnberger Radrennbahn. Unter den Radsport-Neulingen, die ab 1971 mit dieser Lizenz ihre Laufbahn begannen, waren mit Gernot und Michael Körber, Friedrich von Loeffelholz und Gerhard Scheller bereits einige hoffnungsvolle Talente, die in den folgenden Jahren noch für viele Schlagzeilen sorgen sollten. Ihre gute Entwicklung begleitete Joachim Kröniger in den folgenden Jahren unermüdlich als erfahrener Trainer und Betreuer.
 
RSG-Gründung und erste Erfolge
1972 fand Jochen Kröniger in Max Güttler und Kurt Albert (RC 50 Erlangen) aufgeschlossene Partner um seine Idee von einer Rennsportgemeinschaft doch noch zu verwirklichen. Am 19. Dezember gründeten der RC 50 Erlangen und der Verein Sportplatz in den Räumen der Rennbahn die "Renngemeinschaft Franken". Ab 1973 konnten rund 20 Jugendliche für die neue RSG starten. Noch war es eine kleine sehr bunte Gruppe, die ohne einheitliche Trikots fuhr, doch nicht nur beim benachbarten RC Herpersdorf war man alarmiert, als der 16-jährige Gymnasiast Friedrich von Loeffelholz zwei Saisonsiege, zehn gute Platzierungen einfuhr und noch im gleichen Jahr für den Jugend-Nationalkader nominiert wurde. In beiden Jugendklassen war die neue RSG Franken in Bayern mit tonangebend. Die RSG-Vierer wurden bei Bayerischen Meisterschaften Dritte der A-Jugend und Zweite der B-Ju-gend. Der 14-jährige Gerhard Scheller erkämpfte über 20 Siege.
Junge erfolgreiche Rennfahrer hatte man inzwischen bei der RSG , doch nun zeichnete sich ein ganz anderes Problem ab: Die Finanzierung des Rennbetriebes wurde mit steigender Anzahl an jungen Fahrer immer schwieriger. "Allein mit dem Idealismus unserer Funktionäre und Betreuer können wir 1974 nicht mehr weiterkommen", stellte Joachim Kröniger nüchtern fest. Als "Retter in der Not" erwies sich damals Ernst Feigl (RSC Fürth), der Inhaber des renommierten Radsporthauses Schertl. Er konnte mit dem RSC Fürth und den ARSV Katzwang zwei Clubs als zusätzliche Trägervereine für die RSG gewinnen.
 
Sechs Vereine als Basis
Nachdem sich im November 1973 auch noch der RC Bavaria Neumarkt, und der Tourenklub Schwabach angeschlossen hatten, hatte die RSG nun insgesamt sechs Vereine als Basis, deren Aktive zwar weiter ihren Vereinen angehörten, aber bei den Rennen für die RSG starteten. Völlig überraschend kam dann noch ein echter Glücksfall hinzu: Der ARSV Katzwang hatte mit der Firma "Paintco-Industrieanstriche" einen großzügigen Sponsor für die RSG gefunden, die man deshalb ab 1974 "RSG-Paintco-Franken" nannte.
Die Sensation in der deutschen Radsportszene war damit perfekt, denn einen offiziellen Sponsor konnte damals noch kein deutscher Radsportverein aufweisen! Zurecht sehr zuversichtlich äußerte sich deshalb der erste RSG-Vorsitzende Helmut Möckel (ARSV Katzwang), der als agiler Manager seiner Zeit weit voraus war: "Unser Ziel ist es, den Radsportlern unserer sechs Trägervereine optimale Voraussetzungen für höchste Ziele zu schaffen!"
Und die Aktiven bedankten sich auf ihre Weise: Allein in der Saison 1974 war die sportliche Ausbeute enorm: Gerhard Scheller wurde Dritter der Jugend-Straßen-DM, Günther Nitsche Dritter der Cross-DM bei den Junioren und Klaus Burges Dritter der Steher-DM! Friedrich von Loeffelholz, der sich intensiv für sein Abitur vorbereitete, fuhr in seinem ersten Amateurjahr "nur" zwei Siege und viele gute Platzierungen ein!
RSG-Boß Helmut Möckel wurde von Insidern als "Großmaul" bezeichnet, als er im Herbst 1974 erklärte: "Wir werden ein Team von Straßenamateuren aufbauen, das zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen einmalig ist. Später könnte daraus eine Nürnberger Profi-Mannschaft entstehen!" Seine Prognose war damals zwar sehr gewagt, doch er sollte Recht behalten.
Zunächst gab es für die aufstrebende RSG-Paintco Franken 1975 allerdings erst großen Ärger, denn auf Anordnung des Dachverbandes Bund Deutscher Radfahrer (BDR) musste der Name des Sponsors aus dem Vereinsnamen entfernt werden. Soweit war man beim BDR damals noch nicht! Walter Schlöffel, der Inhaber der Firma Paintco, hatte ein Einsehen und sponserte die RSG trotzdem weiter. Der Verein wurde nun in "RSG Franken Katzwang" umbenannt, nachdem inzwischen die Hauptlast der Organisation, der Arbeit und der Finanzierung vom ARSV Katzwang getragen worden war.
 
Der Bekanntheitsgrad wuchs
Damit wurde der Name Katzwang plötzlich im ganzen Bundesgebiet bekannt. Die jungen Fahrer, in ihren grauen Trikots mit dem auffälligen Katzen-Emblem sorgten mit ihren Erfolgen bundesweit für Schlagzeilen und für eine sensationelle Siegesserie: Gerhard Scheller wurde als Junior auf der Bahn im Sprint und über 500 Meter zweifacher Deutscher Meister sowie in Lausanne Vizeweltmeister! Klaus Burges gewann mit Schrittmacher Manfred Höflich die deutsche Meisterschaft der Amateursteher. Friedrich Loeffelholz schaffte schon als 20-Jähriger den Aufstieg in die Amateur-Nationalmannschaft. Zusammen mit Klaus Burges , Dieter Flögel und Eugen Heim wurde der Katzwanger-Straßenvierer als Dritter der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft über 100 Kilometer zum Favoritenschreck. Dieter Flögel war als junger Amateur von Schweinfurt zur RSG gestoßen und Eugen Heim hatte aus Esslingen den Weg nach Katzwang gefunden. Erstmals kamen auf Grund ihrer Freundschaft zu von Loeffelholz "externe" Spitzenfahrer zur RSG, um sich sportlich noch besser weiterzuentwickeln!
 
"Rad-Baron" bei Olympia
Auch zwischen 1976 und 1979 ging es bei der RSG Franken Katzwang steil bergauf: Mit Friedrich von Loeffelholz, inzwischen einer der besten deutschen Straßenamateure, hatte die RSG Franken 1976 sogar einen Olympia-Teilnehmer. Der "Rad-Baron", wie der blonde Maschinenbau-Student längst von den Medien genannt wurde, war jüngster Fahrer des bundesdeutschen Olympia-Vierers, in dem der spätere Bundestrainer Peter Weibel (Mannheim) als Kapitän fuhr. "Der ,Loeffel‘ kann sich quälen, dass ist ja unglaublich", staunte Weibel damals über seinen jungen Teamkameraden. Doch alle Quälerei reichte am 24. August 1976 in Montreal bei über 36 Grad Hitze und einer Luftfeuchtigkeit von rund 90 Prozent dem deutschen Top-Quartett nicht zum Erfolg: "Lumpige 14 Sekunden fehlten uns nach 100 Kilometern", ärgerte sich von Loeffelholz noch lange über die verpasste Olympische Medaille.
Ansonsten aber gab es ab 1976 fast nur Grund zur Freude. Die Asse der RSG Katzwang räumten auf Bahn und Straße ab. Inzwischen zählte auch Dieter Flögel zum BDR-Nationalkader. Ebenfalls aus Unterfranken kam ein weiterer Spitzenamateur nach Katzwang: Dieter Burkhardt aus Dittelbrunn bei Schweinfurt hatte als Topsprinter Flögel und von Loeffelholz schon so manchen fast sicheren Sieg vor der Nase weggeschnappt. Er komplettierte das legendäre Katzwanger Erfolgstrio und sollte im Laufe der folgenden zehn Jahre eine der Hauptstützen der erfolgreichen fränkischen Radsport-Gruppe werden!
Nachdem Klaus Burges bei den Stehern und Gerhard Scheller im Sprint der Amateure 1977 zwei weitere deutsche Meistertitel für die "Katzen" erkämpft hatten, war 1978 der erste Straßentitel längst überfällig, denn Flögel, von Loeffelholz und Burkhardt setzten ihre Siegesserie unaufhaltsam fort. Allein von Loeffelholz stieg 1978 zwanzig (!) Mal bei großen Straßenrennen als Sieger aufs Treppchen! Und "Loeffel" war topfit und heiß auf die Straßen-DM in Berlin. Im Finale sprengte er auf den letzten Kilometern eine dreiköpfige Spitzengruppe und fuhr am Wannsee als strahlender Sieger allein ins Ziel!
 
1979 klappte es endlich
Ein weiteres ganz großes – leider lange unerfülltes – Ziel der Katzwanger Elite-Radler blieb bis 1979 die Vierer-Straßen-DM bei der es vor allem um das Prestige "der besten deutschen Rad-Mannschaft" ging. "Das Problem mit dem Vierer ist für unsere Jungs, dass sie Jahr für Jahr einfach zu viele große Renntermine haben und sich deshalb nie gezielt auf diese DM vorbereiten können", bedauerte Fritz Wolkersdorfer, der nach Helmut Möckel den Vorsitz der RSG übernommen hatte.
Doch bei der Vierer-DM 1979 im unterfränkischen Dittelbrunn sollte es endlich klappen: Bei strömendem Regen fuhren Friedrich von Loeffelholz, Dieter Burkhardt, Dieter Flögel und der junge Dieter Münch, der sich im gleichen Jahr der RSG angeschlossen hatte, die Konkurrenz buchstäblich in Grund und Boden. Die Zeitnehmer blickten immer wieder ungläubig auf ihre nassen Stoppuhren, die Bestzeiten der vier Katzwanger nach 25, 50- und 75 Kilometern waren sensationell. Nach genau 100,6 Kilometern raste der "Franken-Express", der diesmal in roten einteiligen Trikots fuhr, mit über drei Minuten Vorsprung als neuer Meister ins Ziel!
"Das mit den roten Trikots war ein kleiner Trick von uns. Es waren eigentlich Nationaltrikots russischer Bahnfahrer, die wir uns besorgt hatten, die waren viel windschlüpfiger als herkömmliche Straßentrikots", gestanden die vier Meister im Ziel. Mit dem Vierer-DM-Titel, der damals als die "Krone des Amateur-Straßenrennsports" galt, hatte die RSG Katzwang 1979 endgültig den Olymp des deutschen Straßenrennsports erreicht. Damit konnte man nun den Nürnberger Fahrrad-Hersteller "Hercules" als Hauptsponsor gewinnen.
Nach 12 Deutschen Meistertiteln begann 1980 der zweite Teil der einmaligen Erfolgsgeschichte für die fränkischen Rad-Asse die nun als "RSG Hercules" in ihren neuen blauen Trikots ihre Siegesserie fortsetzten. Darüber in Kürze mehr . . .

Rebellen im Radsport - 2.Teil

"Rebellen" im Radsport
Teil 2 der Serie: Wie die RSG Hercules zwischen 1980 und 1989 den deutschen Straßenrennsport dominierte. - 19.06.2020 

1984
Da gab es für den RSG-Chef Jochen Müller reichlich Grund zur Freude, als im Jahr 1984 in Alpirsbach Thomas Freienstein die Straßen-DM gewann und Dieter Burkhardt (links) Platz drei erkämpfte. © Archiv: Manfred Marr.

KATZWANG - Ab 1979 zählte sie mit einer beachtlichen Anzahl an Siegen und 12 Deutschen Meister-Titeln auf Bahn und Straße bereits zu den erfolgreichsten Radsport-Vereinen Deutschlands! Doch das sollte erst der Anfang sein, denn die außergewöhnliche Erfolgsserie des kleinen Radsportvereins setzte sich mit zahlreichen Siegen und 20 weiteren Deutschen Meistertiteln noch bis 2002 fort – ab 1980 unter dem neuen Namen RSG Hercules Nürnberg, ab 1991 als RSG Nürnberg und ab 1996 als Profi-Mannschaft "Team Nürnberger". Im zweiten Teil unserer Serie berichten wir über die Zeit zwischen 1980 und 1989.
Trotz der vielen großen Erfolge endete das Rennjahr 1979 für die RSG mit erheblichen Sorgen, denn der immer größer und umfangreicher werdende Rennbetrieb konnte auf der bisherigen Vereinsbasis nicht mehr finanziert werden. Verzweifelt suchte man deshalb nach einem Sponsor. Und wieder war es der Fürther Radsportidealist Ernst Feigl, der den entscheidenden Tipp gab. Durch seine Vermittlung kam der Kontakt der RSG zur Firma Hercules zu Stande, der neue Hauptsponsor.
Mit großzügiger Unterstützung durch den renommierten Fahrradhersteller hatte die Mannschaft, die nun als "RSG Hercules" in ihren neuen blauen Trikots fuhr, eine solide Basis für die folgenden Jahre. Doch plötzlich gab es ein neues, sehr großes Problem durch den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) der von den Nationalfahrern des Olympia-Kaders von 1980 verlangte, dass sie an allen Vorbereitungsmaßnahmen des BDR teilnehmen und ausschließlich mit Rennmaterial des BDR-Sponsors Peugeot fahren sollten.
 
Eklat mit dem BDR
Damit standen die Nürnberger Cracks plötzlich vor der Wahl "Brot oder Spiele", denn ihre Freiheit bei der Rennplanung und den gerade erst gewonnenen Sponsor Hercules wollten sie natürlich nicht verlieren. Die BDR-Bedingungen wurden abgelehnt. Nachdem auch ein Kompromissvorschlag der RSG beim BDR keine Gegenliebe gefunden hatte, kam es schließlich zum Eklat. Der BDR schloss die fränkischen Asse aus dem National- und Olympia-Kader und damit auch aus der Sporthilfe aus!
Für die Medien damals ein gefundenes Fressen: Die Nürnberger Asse wurden über Nacht zu "Rebellen", deren Leistungen nun besonders aufmerksam verfolgt wurden. Die Werbung für den Sponsor Hercules hätte nicht größer und wirkungsvoller sein können, denn Burkhardt, von Loeffelholz, Flögel und Co. stürmten von Sieg zu Sieg und hängten dabei die Nationalfahrer von Bundestrainer Karl Ziegler fast immer ab. So auch bei der Straßen-DM 1980 in Mainz-Ebersheim, die der RSG-Neuzugang Hans Neumayer aus Moosach gewann. Friedrich von Loeffelholz stand als Dritter mit auf dem Podium. Mit vier Fahrern war die RSG Hercules unter den Top 12.
Den Ausschluss aus dem Olympiakader konnten die Hercules-Asse als Deutschlands erfolgreichste Straßenfahrer also locker wegstecken! 1980 gewannen von Loeffelholz, Burkhardt, Flögel und Neuzugang Andreas Lübeck mit fast drei Minuten Vorsprung auch die Deutsche Vierer-Meisterschaft über 100 Kilometer. Die Freude über diesen Titel sollte nicht lange währen, denn der BDR schlug zurück: Wegen eines minimalen Restbefundes eines Aufbaumittels, das Dieter Flögel nach einer schweren Infektion im Frühjahr zur besseren Regeneration eingenommen hatte, wurde der RSG der Titel wieder aberkannt.
 
Boykott der "Spiele"
Mit ganz großen Siegen unter anderen am "Henninger-Turm" in Frankfurt und beim "Ernst-Sachs-Gedächtnis-Rennen" in Schweinfurt verabschiedete sich der "Radbaron" Friedrich von Loeffelholz 1980 mit 25 Jahren sehr früh vom Radsport. "Meine berufliche Entwicklung hat nun den Vorrang", ließ er den erstaunten Medien-Vertretern wissen. Sein Erbe setzten Dieter Flögel und Dieter Burkhardt zusammen mit dem Deutschen Straßenmeister Hans Neumayer und den Neuzugängen Andreas Lübeck (Bünde) und Andreas Englert (Schweinfurt) erfolgreich fort. Insgesamt feierten die "Rebellen" 51 Saisonsiege im Jahr 1980! Nachdem die Olympischen Spiele von Moskau wegen der sowjetischen Invasion in Afghanistan unter anderem von der BRD boykottiert worden waren, hatten die fränkischen "Rebellen" zur Freude über ihr Rennjahr auch noch die Schadenfreude auf ihrer Seite!
Zur Förderung des Amateur-Straßenrennsports sponserte die Dredner Bank ab 1981 eine neue Rennserie um das "Grüne Band" mit den zwölf bedeutendsten und schwersten Eintages-Rennen. Auch hier dominierten die fränkischen Asse: Allein vier Siege erkämpfte Janusz Bieniek, ehemaliger polnischer Nationalfahrer, der ab 1981 das Nürnberger Trikot trug. Dieter Flögel, der in der Gesamtwertung als zweiter den Doppelerfolg der RSG sicherte, gewann "Rund um Dortmund", Dieter Burkhadt den Frühjahrs-Klassiker "Köln-Schuld-Frechen" und Andreas Englert den "Großen Tucher-Preis" des RC Herpersdorf.
Bester deutscher Fahrer bei der Straßen-WM in Prag war Dieter Flögel als Fünfter. Jochen Müller, der als Nachfolger von Fritz Wolkersdorfer ab 1981 die RSG Hercules leitete, konnte sich außerdem über einen weiteren Deutschen Meistertitel freuen: Martin Pudelko, der als Schüler bei der RSG mit dem Radsport begonnen hatte, wurde in Bergen-Enkheim Deutscher Straßenmeister der Junioren! Fast wäre 1981 noch ein weiterer DM-Titel dazu gekommen: Nur elf Sekunden fehlten Burkhardt-Flögel-Lübeck und Ireneus Walczak, ein weiterer Fahrer aus Polen, nach 100 Kilometern zum DM-Titel im Vierer.
Während die Polen Walczak und Bieniek bereits 1982 die RSG wieder verließen, fand mit Thomas Freienstein (Fulda) ein junger Nationalfahrer zur RSG, der in den folgenden Jahren echtes Weltklasseformat erreichte! Freienstein gewann die Gesamtwertung des "Grünen Bandes", den Brügelmann-Cup und die Hessen-Rundfahrt. Doch auch mit der neuen Top-Besetzung Thomas Freienstein, Dieter Burkhardt, Dieter Flögel und Andreas Englert verpasste der RSG-Vierer als Vizemeister erneut ganz knapp den DM-Titel hinter dem RC Opel-Schüler Berlin.
 
1982 von Sieg zu Sieg
Überragender Mann der Saison war 1982 Dieter Burkhardt, der nach Siegen bei den Klassikern in Dortmund und Schweinfurt in Rosenheim bei der Einer-Straßen-DM ganz groß auftrumpfte: Im packenden Finale um den Titel ließ er nach rund fünfstündiger Regenschlacht durch die oberbayerischen Berge dem späteren Weltklasse-Profi Rolf Gölz sowie Werner Stauff keine Chance!
Außergewöhnlich erfolgreich verliefen für die RSG Hercules auch die Rennjahre 1983 bis 1989 mit vielen großen Siegen bei Klassikern, Etappenrennen und acht weiteren Deutschen Meistertiteln! Seinen schönsten Sieg feierte 1983 Dieter Flögel als er in Reute/Breisgau mit einem kraftvollen und cleveren Schlussspurt die Straßenmeisterschaft vor den beiden Berlinern Joachim Schlaphoff und Peter Becker gewann.
1984 sorgte Thomas Freienstein dafür, dass der Straßen-Titel bei der RSG Hercules blieb. Auf einer sehr selektiven 168-Kilometer-Strecke durch den Nord-Schwarzwald war der 24-jährige Theologiestudent in Alpirsbach der überragende Mann des Tages. Freienstein fuhr als strahlender Solo-Sieger mit klarem Vorsprung vor Rajmund Lehnert (Dortmund) ins Ziel. Im mitreißenden Finish des Feldes um Platz drei hatte einmal mehr Dieter Burkhardt die schnellsten Beine.
Der nächste DM-Titel für die RSG Hercules war bereits 1985 fällig, als der Nürnberger Straßenvierer mit Dieter Burkhardt, Thomas Freienstein, Werner Stauff und dem Lisberger Hans Knauer über 100 Kilometer absolute Tagesbestzeit fuhr. Ein Jahr später folgte die sechste deutsche Meisterschaft für die RSG Hercules im Einer-Straßenrennen als Werner "Kiko" Stauff nach brutaler Hitzeschlacht im pfälzischen Bann mit dem Dortmunder Bernd Gröne in die Zielgerade einbog. Stauff gewann den Zweikampf um den Titel souverän. Noch spannender wurde es nach knapp einer Minute als das Feld verbissen um Platz drei spurtete. Und wieder war es Dieter Burkhardt, der unwiderstehlich antrat und den Massensprint unangefochten für sich entschied! Für Dieter Burkhardt, der damit zum zehnten Mal bei einer DM auf dem Treppchen stand, war es ein glänzender Abschluss seiner langen und erfolgreichen Karriere.
Ein neuer Abschnitt in der Geschichte der RSG hatte sich entwickelt nachdem sich Friedrich von Loeffelholz 1980, Dieter Flögel 1984 und Dieter Burkhardt 1986 verabschiedet hatten, denn diese drei Fahrer waren absolute Ausnahmeathleten. Ihr Erfolgsrezept war kein Geheimnis, wie Burkhardt in einem Interview einst erklärte: "Wir betrieben unseren Sport professioneller und konsequenter als die Konkurrenz und setzten uns im Rennen immer Ziele. Es hat sich ausgezahlt, dass wir immer getreu dem Motto an den Start gingen: ,Lieber einen schlechten, als gar keinen Plan." Hinzu kam, dass das legendäre Erfolgstrio der RSG wesentlich härter trainierte als viele ihrer Konkurrenten, denen sie meist auch an taktischer Cleverness überlegen waren.
 
Regie übernommen
Ab 1987 wurde es zwar etwas ruhiger um die RSG, doch mit zehn Spitzenfahrern zählte sie nach wie vor zu Deutschlands erfolgreichsten Teams, in dem erstmals Dieter Burkhardt fehlte, der nun jedoch neben Jochen Müller als 2. Vorsitzender und Sportleiter die Regie übernahm. Zu den bewährten Assen Werner Stauff, Hans Knauer, Thomas Freienstein und Werner Wüller gesellten sich junge Talente wie Remig Stumpf, Klaus-Dieter Pöhlmann, Thomas Krön, Markus Schleicher, Christian Verschl und Axel Hassler. Großartig entwickelt hatte sich auch der gebürtige Nürnberger Norbert Arnold, der als 10-Jähriger bei der RSG mit dem Radsport begonnen hatte. Er begeisterte die heimischen Radsportfans später als Amateur mit Siegen bei den fränkischen Klassikern in Herpersdorf und Cadolzburg! Auch im Crosssport zeigte Norbert Arnold außergewöhnliches Talent. Er wurde mehrfacher Bayerischer Meister und 1987 in Berlin deutscher Vize-Meister im Gelände. Remig Stumpf, der 1988 mit einem sensationellen Etappensieg bei der Friedensfahrt überraschte und in Schweinfurt die schwere Ernst-Sachs-Tour gewann, holte im 50-Kilometer-Einzelzeitfahren einen weiteren deutschen Meistertitel für die RSG. Bei der Vierer-WM in Villach wurde er Fünfter.
Die Schallmauer von 50 km/h durchbrach 1988 bei der Vierer-DM in Berlin das Quartett der RSG Hercules mit Remig Stumpf, Werner Stauff, Werner Wüller und dem Münchner Ernst Christl. Die 92,3 Kilometer lange Schleife legten die entfesselten Franken in der sensationellen Siegerzeit von 1:49,11 Std. zurück und ließen damit den Mitfavoriten aus Stuttgart und Berlin keine Chance.
Kapitän Remig Stumpf holte wenige Wochen danach erneut den Einer-Titel im Zeitfahren über 50 Kilometer nach Nürnberg: "Es lief einfach prächtig bei mir", strahlte der erst 21-jährige Unterfranke, der damals als größtes deutsches Radsporttalent bezeichnet wurde. Nach der Super-Saison 1988 wechselten Stumpf, Stauff und Wüller gemeinsam ins Lager der Profis, womit sie bei der RSG Hercules eine große Lücke hinterließen.
Es war nicht leicht für die RSG Hercules 1989 an frühere Erfolge anzuknüpfen, zumal man nun mit einigen weniger bekannten Talenten in die neue Saison ging! Doch auch diese jungen Fahrer zeigten enormen Ehrgeiz und holten 21 Siege bei Eintages- und Etappenrennen. Der gebürtige Münchner Holger Duwe überraschte bei der Deutschen Straßenmeisterschaft in Schweinfurt mit Platz zwei. Als bester Sprinter der RSG Hercules feierte der Strullendorfer Thomas Krön neun Saisonsiege. Der erst 21-jährige Junioren-Ex-Meister Christian Verschl zeigte bei Straßenrennen und Rundfahrten vielversprechende Leistungen. In der Gesamtwertung der Rad-Bundesliga 1989 belegte er als bester Nürnberger Rang sieben.
Einen weiteren DM-Titel für die RSG – es war inzwischen der 23. – gewann 1989 eine junge Dame: Die 17-jährige Jeanette Matt, Schwester des RSG Fahrers Reto Matt, sorgte als Straßenmeisterin der Juniorinnen dafür, dass die jährliche Siegesserie der RSG bei Deutschen Meisterschaften von 1975 bis 1989 nicht unterbrochen wurde.
Das letzte – ebenfalls sehr erfolgreiche – Kapitel der RSG wurde in den 1990er-Jahren geschrieben, nachdem sich die Firma Hercules vom Radrennsport zurückgezogen hatte und die Nürnberger Versicherung als neuer Sponsor gewonnen werden konnte. Mehr darüber im dritten Teil des Rückblicks in Kürze.

Frischer Wind aus dem Osten - 3.Teil

Frischer Wind aus dem Osten
Der dritte und letzte Teil unserer kleinen Serie: Von der RSG Katzwang über die RSG Hercules zum Profi-Team Nürnberger. - 26.06.2020 11:33 Uhr

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KATZWANG - Das bisher größte Tief ihrer Geschichte erreichte die RSG-Hercules im Jahr 1990. In der Bundesliga-Gesamtwertung reichte es gerade noch für Rang sieben und in der Einzelwertung kam kein einziger Fahrer unter die ersten Zehn! Bei der Vierer-DM, bei der die RSG seit 1979 alljährlich zu den Top-Favoriten gezählt hatte, kam der RSG-Vierer auf Rang 25 ins Ziel! Nach dieser Saison war man sehr enttäuscht und machte sich ernsthafte Sorgen um den Fortbestand der RSG, zumal auch noch die Firma Hercules nach zehn Jahren ihren Rückzug als Hauptsponsor ankündigte.

Doch 1991 kam plötzlich frischer Wind aus dem Osten. Nach der Wiedervereinigung wechselten zahlreiche DDR-Spitzenfahrer in den Westen und RSG-Boss Dieter Burkhardt nutzte die Gunst der Stunde. Er konnte sechs außergewöhnlich talentierte DDR-Radsport-Talente für die RSG gewinnen: Gerd Audehm, Bert Dietz, Darius Matuszek, Steffen Rein, Mike Weissmann und Stephan Gottschling schlossen sich der RSG an.
Als neuer Hauptsponsor engagierte sich die Nürnberger Versicherungsgruppe mit deren Radsport begeistertem Direktor Wolfgang Leiber. Damit begann nun ein neues erfolgreiches Kapitel in der RSG-Geschichte, die weiterhin materielle Unterstützung durch die Firma Hercules erhielt und sich ab 1991 in "RSG Nürnberg" umbenannte. Bereits im ersten Jahr legten die "Neuen" aus den einstigen DDR-Kaderschmieden von Cottbus und Leipzig dermaßen los, dass die Konkurrenten nur noch staunen konnten! Steffen Rein setzte als Deutscher Straßenmeister 1991 die frühere Erfolgsserie der RSG bei Deutschen Radsport-Meisterschaften fort, Gerd Audehm gewann die Rheinland-Pfalz-Rundfahrt und bei weiteren Rundfahrten und schweren Klassikern holten die RSG-Fahrer die Siege in Serie. Einziger Wermutstropfen der Supersaison 1991 war, dass der Bund Deutscher Radfahrer für die WM in Stuttgart die erfolgreichen RSG-Fahrer nicht nominierte — auch nicht Steffen Rein, der die DM wenige Wochen vor der Weltmeisterschaft auf gleichem Kurs vor Erik Zabel gewonnen hatte

Zurück an der Spitze
"Die RSG-Nürnberg ist nicht nur an die bundesdeutsche Spitze zurückgekehrt, sie zählt auch international zu den besten Amateurteams", stellte RSG-Boss Dieter Burkhardt auch in den folgenden Jahren fest: Nach Steffen Rein holten Stephan Gottschling und Bert Dietz die Einer-Straßen-DM 1992 und 1993. Bert Dietz gewann 1992 die Hessen- und die Thüringen-Rundfahrt. Auch 1993 war der 24-jährige Allrounder nicht zu bremsen. Neben dem Deutschen Meistertitel und zahlreichen weiteren Siegen gewann er die Niedersachsen- und die Rheinland-Pfalz-Rundfahrt!
Auch bei ihrem Heimspiel "Rund um die Nürnberger Altstadt" begeisterte die RSG ihre fränkischen Fans mit einer dreifachen Siegesserie (Gottschling 1991, Dietz 1992, Rein 1993). 1994 war "Bergfloh" Stephan Gottschling in der Form seines Lebens. Bei der Berg-DM in Bad Säckingen ließ er den amtierenden Straßen-Weltmeister Jan Ullrich locker hinter sich! Im Ziel strahlte er mit Udo Sprenger um die Wette. Der Wiesbadener Kripo-Beamte war ab 1994 sportlicher Leiter der RSG.
Zwischen 1991 bis 1995 war die RSG Nürnberg, deren Cracks pro Saison rund 60 Siege errangen, bundesweit der erfolgreichste Radsportverein, wobei sich die bayerischen Neuzugänge Thomas Krön (Strullendorf), Klaus Diewald (Bogen), Andreas Valenta (Regensburg) und Alexander Kastenhuber (Bad Reichenhall) großartig entwickelten! Krön wandelte sich vom Kriteriums-Spezialisten zum gefürchteten Straßensprinter. Berg- und Rundfahrtspezialist Alexander Kastenhuber gewann 1993 die Bayern-Rundfahrt, 1994 die Neukaledonien-Rundfahrt und 1995 die Deutsche Bergmeisterschaft vor Titelverteidiger Gottschling. In Topform war stets auch Klaus Diewald, der 1994 DM-Dritter wurde und als erfolgreichster RSG-Fahrer des Jahres 14 Rennen gewann.

Sprung ins kalte Wasser

Nachdem der Radsport-Weltverband UCI 1995 eine neue Einheitslizenz für nur eine "Eliteklasse" einführte, wagte man bei der RSG Nürnberg den Sprung ins kalte Wasser. "Wir wechseln ins Lager der Profis, denn wir wollen auch künftig Leistungssport auf hohem Niveau betreiben, da bleibt uns keine andere Wahl", begründete Dieter Burkhardt die Entscheidung, die auch der Hauptsponsor akzeptierte.
Als erste deutsche Amateur-Mannschaft wechselten die Nürnberger 1996 in das Lager der neuen Profi-Kategorie "GSII". Mit dem Wiesbadener Bergspezialisten Jens Zemke als neuen Kapitän schlugen sich die zehn fränkischen Radprofis in ihrer ersten Saison sehr wacker. Klaus Diewald und Steffen Rein gewannen zwei Etappen bei der "Tour de Normandie", Mike Weißmann und Andreas Klier wurden Etappensieger bei der Niedersachsen-Rundfahrt und bei der Boland-Bank-Tour in Südafrika. Insgesamt holten die Nürnberger Profis 19 Saisonsiege im In- und Ausland und erkämpften dadurch 367 wertvolle UCI-Punkte!

Mit konstant guten Leistungen überzeugten die inzwischen "Blau-Weißen" auch in den folgenden Jahren alle Skeptiker und überraschten immer wieder mit sehr guten Ergebnissen. Fast hätte es 1999 sogar einen Weltcupsieg für das "Team Nürnberger" gegeben. Bei den "HEW-Cyclassics" in Hamburg spurtete Raphael Schweda im heißen Finish nach 253 Kilometern hinter dem Italiener Mirko Celestino als Zweiter, noch vor dem späteren Weltmeister Roman Vainsteins und Weltcup-Sieger Johan Museeuw über die Ziellinie!
Auch der mehrfache Bahnweltmeister Jens Lehmann, der ab 2001 für das Team Nürnberger startete, zählte in seinem Metier noch immer zur absoluten Weltklasse. Der 34-jährige Leipziger wurde Vize-Weltmeister und Deutscher Meister über 4000 Meter. Für weitere erfreuliche Schlagzeilen sorgte Jens Lehmann 2001 zusammen mit Thomas Liese beim "Grand-Prix EnBW" , einem international und hochkarätig besetzten Paar-Zeitfahren in Karlsruhe. Um nur vier Sekunden verfehlten die beiden Nürnberger nach 72 Kilometern den Tagessieg, den ihnen die Franzosen Christophe Moreau und Florent Brard auf den letzten 1000 Metern vor der Nase wegschnappten. Das Favoriten-Paar Jan Ullrich/Andreas Klöden belegte mit 1:47 Minuten Rückstand nur Platz fünf. Mit 28 Siegen – wovon zwölf die beiden Top-Sprinter Robert Förster und Thorsten Wilhelms feierten – sowie weiteren internationalen Bahnerfolgen von Jens Lehmann konnte das Team Nürnberger 2001 auf seine bislang erfolgreichste Saison zurückblicken!

Ausstieg des Sponsors
Im Februar 2002 stellten die Sportlichen Leiter Udo Sprenger und Uwe Raab eine 19-köpfige Mannschaft vor, in der die bewährten deutschen Asse zusammen mit Fahrern aus Rußland, Tschechien, Polen, Slowenien und Österreich ein starkes internationales Team bildeten. Eine weitere Supersaison war zu erwarten, als eine Woche vor dem Frankfurter Klassiker am Henninger-Turm eine Nachricht einschlug wie eine Bombe: Die Nürnberger Versicherungsgruppe kündigte überraschend ihren Ausstieg als Sponsor an.

"Die finanziellen Anforderungen in der Kategorie der internationalen Top-Teams sind in den vergangenen Jahren explosionsartig gewachsen. Für unser Unternehmen ist es nicht mehr vertretbar, mit dieser Entwicklung Schritt zu halten. Nach 12 Jahren fruchtbarer Zusammenarbeit ist uns diese Entscheidung nicht leicht gefallen", lautete die Begründung der Unternehmensleitung. Trotz des Schocks, den diese Nachricht auslöste, zeigten die Nürnberger Profis in den folgenden Wochen weiter ungebrochenen Kampfgeist. Bei der Bayern-Rundfahrt gewann Jürgen Werner sowohl Berg- als auch Sprintwertung!
Auch Sprint-Ass Werner Riebenbauer war noch immer voll motiviert. Vier Mal erkämpfte der schnelle Österreicher bei der Deutschland-Tour den vierten Etappenplatz, bei der Friedensfahrt spurtete er als Zweiter der 1. Etappe ins Ziel, Thomas Liese wurde Fünfter der Gesamtwertung! Sascha Sviben, der neue Mann aus Slowenien, triumphierte beim Klassiker "Rund um die Hainleite" und mit den Plätzen vier und sieben von Riebenbauer und Förster verabschiedeten sich die Nürnberger Profis beim Altstadt-Rennen im September 2002 von ihren fränkischen Fans.
"Unsere Jungs fuhren heute ganz groß und hätten gerade an diesem Tag einen Platz auf dem Treppchen verdient", kommentierte Sportleiter Udo Sprenger sichtbar geknickt die Abschiedsvorstellung seiner langjährigen erfolgreichen Lokalmatadore.
Mit dem Rückzug der Nürnberger Versicherung, die ab 2002 nur noch den Frauen-Radsport der "Equipe Nürnberger" sponserte, kam das endgültige Aus für das fränkische Profi-Team, zumal man trotz vieler Verhandlungen keinen Hauptsponsor fand. Die RSG Nürnberg, für die einige Jugendliche und Amateure noch mehrere Jahre fuhren, existierte jedoch noch immer. Erst im November 2010 entschloss sich der harte Kern des kleinen Vereins mit dem einstigen Gründer Joachim Kröniger, Friedrich von Loeffelholz, Dieter Burkhardt und Dieter Flögel, die RSG zum Ende des Jahres aufzulösen. Ein erfolgreiches Stück fränkischer Radsport-Geschichte ging damit zu Ende!